Project Description

elke erb

1938-   Halle

021026_herbste

Wundschöner Herbst. Drachensteigen im hohen Feld des Klettenmeisters. Mit Elke Erb den Tag begonnen. Die „Gutachten“, Lyrik und Prosa von 1975.
Das waren Zeiten! Ja meinetwegen gab es eine Zone, in der Dichterinnen wie die Erb, Endler und Czechowski ihren Czornebo, Refugien ohne Westradio, ohne Baumarktwerbung und Umsatzsteuerbescheiden hatten. 1975, ich fuhr als zehnjähriger mit meiner Mutter mit hinauf zu Czecho, so nannten ihn seine Freunde in die Oberlausitz nach Wyschke am Czornebo. Dort sammelten sich in erstaunlicher Distanzlosigkeit die Dichterkönige des Landes. Elke Erb bewohnte in den Sommermonaten schräg über den Bach eine alte Mühle und Czecho kam zum dichten in die gekalkte Bauernkate mit gegenüberliegender Fachwerkscheune, wo wie Kinder uns im duftschwangeren Heu lümmelten.

Wir waren einige Male dort am Czornebo. Mit Czecho ging es dann im alten Octavia durch die Oberlausitz zur Besichtigung der frommelenden Stätten, der Pilgerorte des Sorbentums.

Elke Erb kam, wenn sie in Halle ihre Schwester besuchte bei uns vorbei. Zwischen meiner Mutter und ihr entstand eine spröde Freundschaft, die ich nie verstand. Und ja, ich machte als Junge keinen schlechten Fotos von Elke, die ich in der Dunkelkammer bei uns im Flur entwickelte. Fotografie ist etwas seltsames, du fängst ein Bild ein, an dem sich dann alle über eine Ewigkeit abarbeiten. Ich habe mich entschieden die Fotos von Elke hier nicht zu zeigen.

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Elke Erb auf lyrikline →

030506 berlin halle

Es gibt Achsen in die Zeit. Man kann sie auf ein Papier notieren und warten bis die Punkte sich treffen oder man lebt einfach, um hernach erstaunt festzustellen, wann sich was miteinander traf.

1981, der letzte Tag des Jahres. Wir fahren nach Berlin, Hauptstadt der DDR. Wir fahren vom Hauptbahnhof Halle an der Saale. Der Wind ist eisig als wir in den Zug steigen. Neben mir sitzt Martina, ein Mädchen mit gewellten dunklen Haaren. Martina ist im November siebzehn geworden. Ich bin in Martina verliebt. Wir fahren nach Berlin zu einer Party bei einem Maler auf dem Prenzlauer Berg.

In einem alten Fabrikgebäude treffen sich die Punker der Nation: Rosa Extra spielt. Ich kann mich an all die Namen nicht erinnern. Nachts taucht Elke auf. Elke Erb. Wir hatten uns ab und an in Halle getroffen, dann ein paar Male in Wuischke bei Czecho. Und nun war Elke um die Ecke gekommen und besuchte uns.

Zu später Stunde ist da plötzlich so ein Typ mit einer Videokamera* und filmte die Szene. Ich hatte einen ganzen Film verknipst auf dem auch dieser Typ erscheint.

  1. Nun ist es an der Zeit die Bilder zu entwickeln. Mir fällt eine krude Story zu dem Typen mit der Videokamera und der Zeit damals ein:
    Robert Havemann besaß als einer der Wenigen hier im Osten eine Videokamera. Als Havemann starb kam Sascha A. zu Katja Havemann und lieh sich diese Kamera aus. In späteren Recherchen des Spiegels ist manchmal die Rede von einer Videokamera, die Sascha A. bei diversen Partys verwendete, um der Stasi Material von der Szene zu liefern.

*Videokameras kosteten damals ein echtes Vermögen. Also fast doppelt so viel wie ein Trabbi im Osten oder 2CV im Westen.