Project Description

anna louisa karsch

1722-1791 u.a. Magdeburg

Wir blicken auf die Karschin mit den Augen des 21. Jahrhunderts. Ein Versuch diese besondere Frau mit den Augen ihrer Zeit zu sehen, wird zum großen Experiment, da wir keine der Rahmenbedingung erfüllen dürften, die zum Verständnis der damaligen Zeit führen. Wir blicken auf diese Zeilen und es ist warm um uns, wir haben Licht zum lesen und wir haben die Bildung, um überhaupt an dieser Betrachtung teilzunehmen.

Versetzen wir uns von heute aus in die Lage der jungen Anna Louisa Karsch: Tochter eines Gastwirtes aus Skampe, dem heutigen Gmina Skape zog in ihrem sechsten Lebenjahr zu einem Verwandten nach Tirschtiegel. Dieser Verwandte brachte dem Mädchen Lesen und Schreiben sowie die Grundkenntnisse in Latein bei.
Im Alter von 10 Jahren musste die kleine Anna Louisa den Dienst als Kindermädchen für die Stiefgeschwister, Magd und Kuhhirtin bei der Mutter antreten. Das waren die familiären Grundlagen. Doch es kam noch schlimmer, mit 16 Jahren wurde sie mit dem gewalttätigen Tuchmacher Michael Hirsekorn aus Schwiebus verheiratet. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor. Erste Gedichte fanden bei ihrem Mann keinen Anklang. Es folgte eine Kette von weiteren unglückseligen Ereignissen: Die Karsch war gerade 26 und schwanger, da reichte ihr Mann die Scheidung ein. Eine weitere Ehe, die 1749 mit dem Schneider Daniel Karsch aus Fraustadt geschlossen wurde und aus der drei Kinder hervorgingen, war ebenso unglücklich.

In diese Zeit fallen ihre ersten ersten Gedichte zu Familienfeiern, die ihr vor allem im benachbarten Schlesien Bekanntheit einbrachten. Eine Vielzahl von Versen für familiäre Anlässe entstanden nach dem Umzug der Familie 1755 ins 26 Kilometer entfernte Glogau.

Erste Bekanntheit als Dichterin

Nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges wurden die Lobenshymnen der Karsch auf Friedrich II. und Preußen im ganzen Land und Berlin bekannt.

Eine Trennung von ihrem gewalttätigen Mann, erreichte die Karsch durch befreundete Offiziere, die Daniel Karsch ins Heer einberuften.
1761, mit 39 Jahren zog sie nach Berlin und sorgte in den literarischen Salons durch ihre Auftritte für Aufsehen. Lessing, Sulzer, Ramler und Mendelson wurden zu  Förderern ihrer Dichtkunst. Hier genau beginnt ihre spannende Zeit. Ihre stärksten Gedichte verdanken wir dieser Epoche.
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